Informationen zum Differenzierungsfach "Geschichte bilingual"

Der Differenzierungskurs Geschichte bilingual Englisch richtet sich an alle Interessierten der englischen und amerikanischen Geschichte. Wir erforschen in lebensnaher Weise sowohl die Geschichte der großen Entscheidungsträger als auch die Geschichten der einfachen Leute, deren Leben und Leiden im ganz Alltäglichen begreifbar gemacht werden soll. Es sind uns also die politischen Wirkungszusammenhänge genauso wichtig wie die vermeintlich kleinen Ereignisse im Leben der Menschen, in denen sich Weltgeschichte oftmals anschaulich spiegelt.

Eine Begeisterung für historische Themen und die Arbeit an geschichtlichen Fragestellungen auch in einer selbstständigen Art und Weise werden erwartet. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Das Mündliche hat einen hohen Anteil im Kursunterricht, da wir oftmals in Teams Dialoge und szenische Spiele erarbeiten und vorstellen. Hierbei ist Kreativität und Fantasie gefragt, aber auch die Entwicklung eines Problembewusstseins für historisches Forschen und ein kritisches Hinterfragen von Informationen werden angebahnt. So bietet der Kurs eine Grundlage für das geschichtswissenschaftliche Arbeiten in der gymnasialen Oberstufe. Zudem werden die Fähigkeiten ausgebaut, in der Fremdsprache frei zu sprechen und das themenbasierte Vokabular wird erweitert.

Inhaltlich beschäftigt uns in Klasse 8 die britische Geschichte. Die Zeit des Early Britain und der Romans in Britain  macht hierbei die besondere Situation des Inselstaates deutlich, der bis zum Zweiten Weltkrieg eine starke Machtposition auf dem Globus besaß. Nationalhelden wie King Arthur und Robin Hood liefern uns spannende Legenden. Später erforschen wir dir Geschichte des Commonwealth und die Expansion des Empires.

In Klasse 9 widmen wir uns der amerikanischen Geschichte und der Zeit der beiden Weltkriege in internationaler Perspektive. Wir beginnen mit der Eroberung der Neuen Welt und dem Ende der Natives, also der Ureinwohner Nordamerikas. Der Geschichte des Ersten Weltkrieges, der im englischensprachigen Raum eher als der Große Krieg bekannt ist, nähern wir uns anhand der Western Front im belgischen Flandern. Einige Schülergruppen erzählen auch Jahre später noch begeistert von ihrer eindrücklichen Fahrt nach Ypern und dem Besuch von Schlachtfeldern, Soldatenfriedhöfen, Schützengräben und archäologischen Ausgrabungsstätten.

 

 

Beispiele des aktuellen Schuljahres:

Die Schülerinnen und Schüler des Diff.-Kurses Geschichte-Englisch bilingual haben sich als Nachwuchsschriftsteller betätigt: Sie verfassten ein eigenes Kapitel zu dem Buch „Percy – A story of 1918“ von dem britischen Historiker Prof. Peter Doyle. Darin erzählen sie, wie die Geschichte nach dem Ersten Weltkrieg weitergehen könnte. Die beiden Schülertexte sind hier zu finden. Viel Freude beim Lesen!

Lotte Bröker forschte in Flandern nach ihrem Ur-Ur-Großvater

Die Reisegruppe
Lotte Bröker im In Flanders Fields Museum Ypern

Ypern, ein hübsches, kleines, historisches Städtchen, welches zur Zeit des 1. Weltkrieges direkt an der Westfront lag, war das Ziel unserer 3-tägigen Exkursion mit dem Geschichtskurs Billingual des MCGs.

Am Morgen des 22.08.2022 sind wir, 20 Schüler/innen der EF und Q1, in Begleitung von Frau Bolte, Frau Müller-Blome und Frau Loos mit dem Bus nach Belgien aufgebrochen, um mehr über die Hintergründe des 1. Weltkrieges zu erfahren und seine Geschichte hautnah mitzuerleben. Außerdem hatte ich noch ein besonderes Anliegen. Denn vor der Fahrt hatte ich mit meinem Opa über Ypern gesprochen und zufällig stellte sich heraus, dass sein Großvater nicht weit von diesem Städtchen im 1. Weltkrieg gefallen war. Mein Opa war sofort begeistert und recherchierte den Namen sowie  Geburts-/ Sterbedatum meines Vorfahren, damit ich in Ypern weitere Nachforschungen anstellen konnte.

Nachdem wir in Ypern am Tag unserer Ankunft eine sehr interessante Führung über alte Schlachtfelder und Ausgrabungsstätten von dem Archäologen Simon Verdegem bekommen und am Abend zum ersten Mal das riesige Menin-Gate mit seiner täglichen Zeremonie erlebt hatten, durfte ich am zweiten Tag im Flanders-Fields-Museum im Zentrum der Stadt mit meinen Recherchen beginnen.

Am Morgen haben wir zunächst an einem Workshop teilgenommen, in dem wir sogar selber original Ausgrabungsstücke wie zum Beispiel alte Handgranaten oder Helme von Soldaten in die Hand nehmen durften. Anschließend haben wir dann die angrenzende Ausstellung besucht. Das Museum war wirklich beeindruckend und hat allen von uns den 1. Weltkrieg viel näher gebracht, denn mithilfe kleiner Armbänder, die man zu Beginn der Ausstellung erhalten hat, war es uns möglich, die Geschichte eines Soldaten, einer Krankenschwester oder eines Offiziers lebensecht nacherzählt zu bekommen.

In dem Museum selber haben Frau Bolte und ich auch einen Computer gefunden, in den man Namen von gefallenen Soldaten eingeben konnte, um dann genauere Informationen über ihre Geburts-/Sterbedaten zu erfahren. Wir haben natürlich sofort den Namen meines Ur-Ur-Opas eingegeben und ihn auch tatsächlich in den Listen gefunden! Doch leider fehlten uns immer noch nähere Angaben darüber, wo er zum Beispiel begraben lag oder was mit ihm geschehen war. Also sind wir in das Archiv des Museums gegangen, wo viele Forscher arbeiteten und haben einen Experten gefragt, ob er uns weiterhelfen könnte. Viel Hoffnung darauf, ein Grab zu finden, hat er uns zwar nicht gemacht, aber nachdem wir ihm alle unsere Informationen über meinen Vorfahren gegeben hatten, gab er uns ein Original Regimentsbuch aus dem Jahre 1915 (das Jahr indem mein Ur-Ur-Opa gefallen war). Und wir durften darin blättern, um herauszufinden, was mit ihm geschehen sein könnte.

Und hier ist das Ergebnis unserer Recherchen: Es sind zwar nur Spekulationen, aber es könnte sein, dass er bei einem Minenangriff ums Leben gekommen ist, da an seinem Sterbedatum auf seine Einheit ein solcher Angriff stattgefunden hatte. Und auch wenn wir am Ende kein Grab oder Denkmal gefunden haben, bin ich trotzdem sehr dankbar für diese unvergessliche Erfahrung und auch mein Opa hat sich sehr über unsere Informationen gefreut!

Nach unseren vielen Nachforschungen sind wir nachmittags dann noch nach Langemarck gefahren, um uns dort einen großen Friedhof für deutsche Soldaten anzuschauen, und sind im Anschluss zurück nach Ypern, um an der „Last Post“ Zeremonie am Menin-Gate teilzunehmen. Hierbei handelt es sich um eine Zeremonie, die dort seit Ende des 1. Weltkrieges zu Ehren der gefallenen Soldaten JEDEN TAG abgehalten wird. Bei jeder Zeremonie liest ein Zeremonienmeister die Namen aller Soldaten vor, die an diesem Tag im Krieg gefallen sind. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, mit wie viel Respekt und Ehrfurcht die Leute von überall her an diesem Denkmal zusammengekommen sind, um der Soldaten zu Gedenken. Um auch unseren Respekt zum Ausdruck zu bringen, durften drei Schüler von uns mit Frau Bolte einen Kranz im Namen des MCGs niederlegen, was eine sehr schöne Geste und eine riesen Ehre für uns war!

Während der gesamten Zeremonie war es  sehr still, jeder Anwesende war berührt von der Atmosphäre und der Stimmung während des Rituals, es war einfach beeindruckend!

Am nächsten Morgen hieß es dann auch schon Abschied nehmen von Ypern und seinen atemberaubenden Geschichten. Nach dem gemeinsamen Frühstück in der Jugendherberge sind wir in den Bus gestiegen und zum letzten Ort auf unserer Liste gefahren: „Tyne Cot“, ein britischer Soldatenfriedhof. Knapp 12.000 weiße, identische Gräber erstreckten sich vor uns. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie beeindruckend die Wirkung dieser Denkmäler ist. Es hat uns allen eine viel bessere Vorstellung von den vielen Opfern gegeben, die der 1. Weltkrieg gefordert hat, und uns staunen lassen, mit wie viel Fürsorge sich darum gekümmert wird, einen solchen Ort des Gedenkens zu erhalten und zu pflegen!

Abschließend spreche ich, glaube ich, für uns alle, wenn ich sage, dass diese Fahrt eine sehr beeindruckende Exkursion war, die uns noch lange begleiten wird und uns sehr geprägt hat. Wir haben die Geschichte des 1. Weltkrieges aus erster Hand erfahren und einen Bezug zu den gefallen Soldaten bekommen. Wir können nur wärmstens empfehlen, Ypern mal einen Besuch abzustatten oder auch an der Exkursion des MCGs teilzunehmen, um die Zeremonie, die Ausstellung oder die beeindruckenden Gräber mit eigenen Augen zu sehen!

Text: Lotte Bröker